Samstag, 30. Juli 2016

Wir heiraten!

Es ist ein alter Musikerwitz, dass nahezu alle Opern aus folgender Kernhandlung bestehen: Der Tenor will mit dem Sopran ins Bett, der Bass will dies verhindern währenddessen der Bariton unbemerkt etwas mit dem Alt anfängt ... Als traditionsbewusste Sänger inszenieren wir unsere Auftritte natürlich auch so. Nur ist dies bei uns nun nicht ohne Folgen geblieben. Und so wir feiern unsere erste Alpenlounge-Hochzeit.




















Achtung Spoiler!

Noch vor wenigen Jahren hätte Bernd bei jedem Kreuzworträtsel auf die Frage nach dem Lebensende mit drei Buchstaben "Ehe" eingetragen. Er hätte sie als Akronym der lateinischen Redensart "Errare human est" definiert und darauf hingewiesen, dass das Konzept einer lebenslangen Bindung aus einer Zeit stammt, in der die Menschen nur 30 Jahre alt wurden. Auch unser Lied, die "Ode an das Single-Dasein" wartet - zugegebenermaßen seit drei Jahren - lediglich auf den letzten Arrangement-Schliff, um es endlich auf die Bühne zu schaffen.

Doch dann kam Steffi ... bezeichnenderweise, um auf einer Beerdigung zu singen ... und zog einen Schlussstrich unter diese Zeit.

Dieser literarisch oft als romantisch verklärte Moment, in dem ein Helles mit Landjäger und Semmel die Legitimation zum vollwertigen Abendessen verliert, der Moment in dem sich der wilde Imperativ "Geh, ehe Licht" verflüchtigt zum zahmen Partizip 2 "geehelicht" steht nun kurz bevor.

Lasst ihn uns feiern!


Donnerstag, 14. Juli 2016

Wir sehen uns wieder ...

Martin Weber (1971-2016)
Worte fallen einem manchmal sehr schwer - wenn einen das Gefühl nicht verlässt, dass sie doch nicht ausdrücken, was man empfindet. Egal wie sehr man auch nach ihnen sucht ...

Er stand mit seiner Gitarre auf Parties und kommentierte singend das Geschehen - den ganzen Abend. Ein vollkommen neues Genre der Stand-up Comedy.

"Du musst die Lieder in Dich aufsaugen" sagte er mir einmal. Und so saß er auch auf unseren Konzerten - das letzte Mal auf dem Weihnachts-konzert im Künstlerhaus - mit geschlossenen Augen in der ersten Reihe und lächelte.

Er war durch und durch Musik. Wo andere einen Spruch machten, schob er ein Lied raus. Spontan, unorthodox. Musik war bei ihm keine Kunstform, sondern seine Lebensweise. Er war eine Schallwelle, die durch eine Fügung der Natur mit der Fähigkeit zum Stoffwechsel ausgestattet wurde.

Letzte Woche stand er vor dem Proberaum, unangekündigt. Man sah ihm an, dass es ihm sehr schlecht ging. Er wolle uns noch einmal hören und sich verabschieden ...

Martin, Du wirst uns fehlen. Vorerst. Bis wir uns wiedersehen. Und bis dahin achte ich darauf, ob ich dich höre. Du bleibst eine Schallwelle. Du hast nur den Stoffwechsel abgelegt.

Sonntag, 3. Juli 2016

60 Jahre Murnau Club - Das Debut

Murnau - diesmal habe ich darauf geachtet, dass ich das Haus mit vollem Tank verlasse. Gebucht waren wir zu dem Jubiläum: "60 Jahre Murnau Club". Gegründet, um zwischen den Murnauern und den Amerikanern ein Forum zu schaffen, einen Ort der Begegnung und des kulturellen Austausches.

Inzwischen befinden sich keine Amerikaner mehr im Club, was die Vereinstätigkeit jedoch nicht stört, gilt Amerika, eine Stadt in Mittelsachsen, inzwischen doch als kulturell voll integriert ...

... nein ... nochmal ...

Amerikaner befinden sich nicht mehr im Club, seit sie Murnau 1961 mit Schließung der Pionierschule "Kimbro-Barracks" verließen. Geblieben ist die Tradition, sich regelmäßig zu kulturellen Anlässen zu treffen. - Der perfekte Rahmen für unser Debut mit Pauline.

Wir wechseln uns mit Heinz Müller, Schauspieler am Thurmtheater Regensburg ab, der Auszüge aus Werken von Ödön von Horváth, Martin Walser oder Hanns-Josef Orhteil vorträgt. Er ist faszinierend. Sähe ich ihn nicht lesen, ich wäre davon überzeugt, ihm fielen die Geschichten gerade spontan ein.

Das Publikum klatscht begeistert, er lächelt, nickt kurz und setzt sich. Wir sind wieder dran. Zwei Blicke und es geht los. Als ob wir schon immer gemeinsam gesungen hätten, stehen wir am Bühnenrand... Es macht unheimlich Spaß, vor und auf der Bühne und so feiern wir auch anschließend, wie so oft, nach unserem Auftritt gemeinsam mit unseren Gastgebern weiter.

Um kurz nach eins stehen wir in der stillen, romantischen Innenstadt Murnaus. Es nieselt leicht und wie die Tropfen uns aus der Dunkelheit benetzen durchdringt ein leiser metallischer Ton die Nacht. Bernhard steckt die Pitch Pipe lächelnd wieder ein und - den schlafenden Murnauern schulde ich eine Entschuldigung - "Dies ist die Stunde" hallt durch die stillen Straßen bevor wir uns auf den Weg nach Hause machen.

Facebook-Kommentar von Jac-Peter Tölkes:
"Herzlichen Dank für den klasse Auftritt gestern Abend! Sehr schöne Musik, wunderbare Stimmen, geist- und humorvolle Texte und Überleitungen. Ein wahrer Genuss. Vergilt's Gott. - Ich freue mich schon auf den 19.11.2016 im Griesbräu zu Murnau."