Donnerstag, 27. Februar 2014

Geburtstag in der Künstlerkolonie

Die Überraschung ist gelungen - das Geburtstagskind strahlt vor Glück
Ganz München ist von Yuppies besetzt ... Ganz München? Nein! Eine von unbeugsamen Künstlern bevölkerte Kolonie  ...

Direkt vor den Toren Münchens liegt die stillgelegte Acetylen-Fabrik. Als ich durch das Tor schreite tauche ich in eine andere Welt ein. In die alten Fertigungs- und Lagerhallen haben Künstler ihre Ateliers und Lofts gebaut. Rigipswände und Parkettböden zwischen Ladekränen und Stahlkesseln. Es ist eine sehr eigene und fesselnde Atmosphäre.

Ein Blick auf meinen Notizzettel bestätigt die letzten Zweifel - Straße und Hausnummer führen zu dem ehemaligen Industriegelände. Hier drinnen haben alle Gebäude dieselbe Adresse. Ich fühle mich seltsam an unseren letzten Auftritt erinnert und beginne die drei Hektar kultivierter Kreativität abzulaufen. Aus den beleuchteten ehemaligen Baracken und Hallen strömt überall gesellige Umtriebigkeit. Dann entdecke ich Cordula in einer kleinen fröhlichen Gruppe, die rauchend und erzählend vor einem der Gebäude steht.

Ich trete ein und stehe vor einem riesigen Stahlkessel, der in der Decke verschwindet. "Der Künstler wohnt über dem Atelier" klärt mich einer der Gäste auf. "Die andere Hälfte des Kessels steht in seinem Wohnzimmer." Hier werden Träume wahr. 130 Kubikmeter Stauraum. Im Wohnzimmer. Ich sehe ihn mit einem Schweißbrenner vor mir - breitbeinig vor dem Stahlkessel - auf seinem T-Shirt der Aufdruck: "Nie wieder aufräumen".

Um 22:00 Uhr treten wir auf. In vielerlei Hinsicht ein Premierenabend. Wir stehen zum ersten Mal mit Martina auf der Bühne, die sich darauf mit wohltuhender Sicherheit bewegt. Unter den vier geplanten Liedern führen wir zwei zum ersten Mal auf - "Dat Wasser vun Kölle" und "Das Dirndl". Letzteres ist zugleich auch Bernhards erstes Solo. Alles läuft glatt. Nach dem Auftritt spricht mich eine junge Dame an: "Ihr wart wirklich klasse. Habt ihr das geübt?" ... Ich schmunzel ... Rhetorik führt manchmal in semantische Abgründe.

Mitternacht - inzwischen ist es in allen anderen Gebäuden still und dunkel. Tief atme ich noch einmal diese Welt ein und gehe langsam zurück zu meinem Wagen.

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